Buxtehude: Klemens Kowalski sagt tschüss und wird Bürgermeister

Von Karsten Wisser: Buxtehuder Tageblatt

Es sind seine letzten Tage als Bürger von Buxtehude. Klemens Kowalski sitzt auf gepackten Koffern und verlässt nach 22 Jahren die Stadt. In seiner Heimat im Osten wird er das Bürgermeisteramt übernehmen. Deshalb fällt ihm der Abschied leicht.

„Für mich ist das Leben in Etappen aufgeteilt. Für mich beginnt jetzt eine neue Lebens-Etappe“, sagt Klemens Kowalski. Deshalb gebe es auch keinen Abschiedsschmerz. Klemens Kowalski (44) saß 17 Jahre lang im Rat der Hansestadt. Die ersten acht Jahre als Einzelabgeordneter, später gemeinsam mit Benjamin Koch-Böhnke in der Fraktion der Linkspartei. Kowalski trat auch auch als Direktkandidat für den Bundestag an – mit viel Spaß am Wahlkampf und ohne reale Siegerchance. In der Stadt kennen ihn viele Menschen.

Zwei große Fehler der Politik und viel Gutes

„Ich habe auf dieser Lebensetappe viel gelernt“, sagt Kowalski. In den ersten Ratsperioden hätten besonders die politischen Kämpfe mit den alteingesessenen Ratsleuten Spaß gebracht. „Die Streitkultur war da noch ausgeprägter“, sag Kowalski. Auch der SPD dankt er. Es war seine erste politische Heimat, die er wie viele andere im Zuge des Streits um Kampfeinsätze und schrödersche Agenda 2010 verließ und bei der Linkspartei landete. Insgesamt stellt er der Buxtehuder Politik in der Rückschau ein gutes Zeugnis aus. Es gebe nur zwei Dinge, die er anders gemacht hätte: Die Halle Nord als Heimspielort der Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV hätte er in dieser Größe nicht gebaut. „Für mich hat die Mannschaft nicht den Stellenwert, den ihr andere zubilligen“, sagt er. Außerdem bedauert er, dass die Stadt Buxtehude die Niedrigzinsphase des vergangenen Jahrzehnts nicht genutzt hat, um selbst preiswerten, stadteigenen Wohnraum zu schaffen. „Das war ein Fehler“, sagt Kowalski.

Jetzt wartet er nur noch auf einen Anruf aus Strasburg, dass die neue Wohnung bezogen werden kann. Seine Frau und die beiden Kinder kommen ein paar Tage später nach. „Für sie ist das ein größerer Schritt als für mich“, sagt Kowalski. Klemens Kowalski hat Strasburg vor 23 Jahren verlassen, aber immer Kontakt in die Heimat gehalten. Seine Eltern und andere Verwandte leben dort. Nach einem Jahr Hamburg zog er nach Buxtehude um. Die neue Miet-Wohnung gehört übrigens der Wohnungsgenossenschaft vor Ort. Sie verfügt über rund 360 Wohnungen – Ein Erbe aus der Zeit der DDR.

Als parteiloser Bürgermeister Strasburg voranbringen

Wer mit Klemens Kowalski in diesen Tagen redet, merkt sofort, mit welcher Vorfreude er dem Bürgermeisterjob entgegenfiebert. In Strasburg setzte sich der Bundesbeamte in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt deutlich gegen einen AfD-Mitbewerber durch. Anfang September tritt er das Amt offiziell an. Gleich in den ersten Tagen gibt es ein Stadtfest in Strasburg. Dort wird Kowalski als höchster Repräsentant der Stadt auftreten. Damit er solche Aufgaben möglichst überzeugend ausfüllen kann, hat er die Linkspartei schon vor dem Beginn der heißen Wahlkampfphase verlassen.

Einwohnerschwund und leere Kassen

Kowalski hatte sich bereits 2018 für das Bürgermeisteramt in Strasburg beworben. Damals fehlten ihm 17 Stimmen für den zweiten Wahlgang. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil die spätere Wahlsiegerin Heike Hammermeister-Friese (CDU) im November 2022 in einem Bürgerentscheid abgewählt worden war. In der Stadtverwaltung der 4450 Einwohnerstadt sind 20 Menschen beschäftigt. Zum Vergleich: In Buxtehude sind es über 600. „Im ersten halben Jahr werde ich sehr viel mit den Leuten reden und mich auf die Suche nach Fördermitteln machen.“ Er sieht für die Kommune in der Uckermark trotz vorhergesagtem Einwohnerschwund und leerer Kassen gute Perspektiven für die Zukunft. Er will dafür kämpfen, dass Strasberg in einigen Jahren besser dasteht. „Der Quadratmeter Gewerbegrundstück kostet elf Euro, es gibt bezahlbare Wohnungen und die Autobahn ist nicht weit weg“, sagt er. Das seien gute Voraussetzungen für die Ansiedlung neuer Betriebe.