Ist Altkloster noch zu retten? Wie die Politik bauliche Missstände verhindern will

Buxtehuder Tageblatt: Thomas Sulzyc

Bodenversiegelung und Nachverdichtung sowie Abriss ortsbildprägender Häuser: Die bauliche Entwicklung von Altkloster läuft nach Ansicht vieler schief. Die Buxtehuder Politik ringt um das richtige planerische Instrument, um gegenzusteuern.

Buxtehude. Der Stadtteil Altkloster verändert sich sichtbar schnell. Eine unerwünschte bauliche Entwicklung beschäftigt die Buxtehuder Politik und eine Bürgerinitiative mittlerweile seit mehr als zwei Jahren – bisher ohne Ergebnis. Einen neuen Anlauf, unerwünschten baulichen Trends entgegenzuwirken, nahm der Buxtehuder Stadtentwicklungsausschuss am vergangenen Dienstagabend. SPD und die Gruppe Die Linke/Die Partei verlangten jeweils in einem Antrag Konzepte von der Stadtverwaltung.

Stadtbaurätin sieht „städtebauliche Missstände“

Buxtehudes neue Stadtbaurätin Michaela Springhorn, seit Mitte August 2023 im Amt, sieht „städtebauliche Missstände“ – in Altkloster, aber auch in den anderen Stadtteilen. Sie empfiehlt ein sogenanntes Integriertes Stadtentwicklungskonzept (kurz: ISEK) für das gesamte Buxtehuder Stadtgebiet, unter anderem mit einem Fokus auf Altkloster. Eine solche Strategie würde Fördergebiete eines Stadtumbaus benennen und Zuschüsse bedeuten.

Die bauliche Entwicklung in Altkloster läuft schief, meinen Politiker und einige Bewohner des Stadtteils. Architektonisch gehe der Charme einer gemischten Bebauung aus Arbeitersiedlung und Villen des späten 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts zunehmend verloren. Stattdessen entstünden Neubauten, die sich nicht in die Umgebung einfügten.

Extreme Bodenversiegelung in Altkloster

Eine ungesteuerte extreme Versiegelung des Bodens mit dem Verzicht auf grüne Gärten und eine enge Nachverdichtung brächten die Neubauten mit sich. Das sei alles andere als eine Anpassung an den Klimawandel. Natürliche Abkühlung gehe verloren, heißt es in dem SPD-Antrag. Die Sozialdemokraten fordern ein schnelles Gegensteuern und schlagen deshalb ein Konzept vor, das sich auf die bauliche Entwicklung in Altkloster beschränkt. „Bevor neue Fakten geschaffen werden“, sagt Antragsteller Gerrit Steffens (SPD).

eubauten im Stadtteil hätten eine übermäßige Flächenversiegelung.

Benjamin Koch-Böhnke (Die Linke) dagegen will auf ein ganzheitliches Stadtteilkonzept setzen. Das bedeutet eine Strategie für Altkloster, die zusätzlich eine Entwicklung von Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangeboten und Verkehrswegen berücksichtigt. Altkloster würde wirtschaftlich, kulturell und sozial „ausbluten“. Das Stadtteilkonzept solle in Arbeitstreffen zusammen mit Einwohnerinnen und Einwohnern gemeinsam entwickelt werden.

„Das gesellschaftliche Leben konzentriert sich auf die Altstadt“

Ähnlich bewertet der in Altkloster geborene Uwe Gährs das Hauptproblem des Stadtteils. Als Präsident des Schützenvereins Altkloster ist er eine bekannte Persönlichkeit. „Altkloster ist offenbar nur noch zum Schlafen da“, sagt er im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Einkaufsmöglichkeiten fehlten, Veranstaltungen auch. „Das gesellschaftliche Leben konzentriert sich auf die Buxtehuder Altstadt.“

Was Politik und Stadtteilbewohner fordern, sei mit einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) am Besten zu erreichen, behauptet Buxtehudes Stadtplanerin Annette Mojik-Schneede. Um die Politik davon zu überzeugen, will Stadtbaurätin Springhorn im Februar im Stadtentwicklungsausschuss ausführlich erläutern, was ein solches Konzept leisten könnte – und was nicht. „Wir werden die städtebaulichen Missstände mit den städtischen Haushaltsmitteln allein nicht bewältigen können“, betont Springhorn. „Wir brauchen Förderanträge.“

CDU hält Bebauungsplan für besser

Die erneute Verzögerung gefällt den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses zwar nicht; SPD, Linke und Die Partei lassen sich aber auf den Vorschlag der Verwaltung ein und stellen ihre jeweiligen Anträge vorerst zurück. Zweifel an der Wirksamkeit eines Integrierten Stadtteilkonzeptes äußert die CDU. Grund: Es sei nicht rechtsverbindlich – im Gegensatz zu einem Bebauungsplan, sagt Arnhild Biesenbach (CDU).