Wie reagiert die Linke im Kreis Stade auf die Wagenknecht-Partei?

Quelle: Buxtehuder / Stader Tageblatt

Die populäre Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gründet einen Verein, aus dem Anfang 2024 eine neue Partei hervorgehen soll. Was wird dann aus der Partei Die Linke im Kreis Stade? Das sagen die Mandatsträger in Stade und Buxtehude.

Landkreis. Die Linke steht vor einer Zerreißprobe: Ihre populärste Politikerin, Sahra Wagenknecht, wird eine neue Partei gründen. Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ hat sie am Montag vorgestellt. Geplant sei zunächst die Gründung eines Vereins, aus dem Anfang nächsten Jahres eine Partei hervorgehen soll. „Wir bleiben bei der Linken“, sagt Benjamin Koch-Böhnke. Da seien er und seine Frau Susanne Koch sich einig. Die Inhalte der Partei seien richtig – dafür werde er sich einsetzen: zum Beispiel Armutsbekämpfung oder die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Koch-Böhnke ist nach eigenen Angaben Mitbegründer der Linkspartei. Auch in der Kreistagsfraktion werde es nicht zur Spaltung kommen, sagt er.

Personenkult der Wagenknecht-Partei

Argwöhnisch betrachtet Koch-Böhnke den Personenkult der Wagenknecht-Partei. „Ich finde es schwierig, wenn eine politische Partei nach einer Person benannt ist“, sagt er. Sahra Wagenknecht fahre einen Egotrip. Das hatte auch die Bundesvorsitzende der Linken, Janine Wissler, kritisiert.

Auch das Stader Stadtratsmitglied Alexander Klinger (Die Linke) zieht es nicht zur Wagenknecht-Partei. Sahra Wagenknecht habe es nicht verstanden, Brücken zu bauen, sagte er dem TAGEBLATT. „Sie ist nicht in der Lage, eine Partei zu lenken und zu leiten.“ Die angekündigte Parteineugründung sei Thema einer Parteiversammlung der Linken in Stade gewesen. Ergebnis: Eine Spaltung werde es nicht geben.

Regionalbüro in Buxtehude geschlossen

Sahra Wagenknecht und neun weitere Abgeordnete der Linken-Bundestagsfraktion sind laut Medienberichten aus der Partei Die Linke ausgetreten. Erwartet wird, dass sie nicht länger der Bundestagsfraktion der Linken angehören dürfen. Damit würde die Linken-Fraktion von 38 auf 29 Mitglieder schrumpfen und den Fraktionsstatus verlieren. Die Folge: Die Linke wird weniger Rechte im Parlament haben und weniger Geld der Bundestagsverwaltung erhalten.

Die Krise der Linkspartei im Bund wirkt sich bereits im Kreis Stade aus: Das bisherige Regionalbüro der Linken mit Sitz in Buxtehude, das Benjamin Koch-Böhnke leitete, ist seit dem 1. Juli geschlossen. Die prekäre Lage der Bundestagsfraktion habe sich bereits damals abgezeichnet, sagt Koch-Böhnke.

Sahra Wagenknecht gilt als die Ikone der Linken. Inzwischen hat sie die Partei verlassen. Bundestagsabgeordnete, Landespolitiker und Mandatsträger in den Kommunen dürften ihr folgen. Das könnte die politisch ohnehin angeschlagene Linkspartei in die wohl schwerste Krise ihrer Parteigeschichte stürzen.

Was wird aus der Linken im Kreis Stade?

Mit lediglich insgesamt sechs Sitzen ist Die Linke in den Kommunen im Kreis Stade vertreten. Im Kreistag bilden der Fraktionsvorsitzende Benjamin Koch-Böhnke und Tanja Wilhelm die Linken-Fraktion. Dem Buxtehuder Stadtrat gehören Koch-Böhnke und seine Ehefrau Susanne Koch an. Im Stader Stadtrat haben Alexander Klinger, Sprecher der Basisorganisation Stade, und der parteilose Fraktionsvorsitzende Tristan Jorde die Sitze der Linkspartei inne.

Was wird aus der Linken im Kreis Stade? Das TAGEBLATT fragte bei Mandatsträgern der Partei nach. Das Ergebnis: Die Mandatsträger der Linken erwägen keinen Wechsel zur Wagenknecht-Partei.