Nachfrage nach Bauland und Wohnungen bleibt hoch

 Wisser ( Stader / Buxtehuder Tageblatt )

LANDKREIS. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum wird in den kommenden Jahrzehnten eine der zentralen Herausforderungen bleiben. Das zeigt der neue Wohnungsmarktbericht der N-Bank. Die Politik diskutiert die Frage, wie Wohnraum geschaffen werden kann. Die Förderbank des Landes Niedersachsen erwartet zwar, dass der landesweite Anstieg der Haushalte und der damit verbundene Bedarf an zusätzlichen Wohnungen 2024/2025 seinen Höchststand erreicht und danach für ein paar Jahre stagniert, bevor die Bevölkerung aufgrund des demografischen Wandels in Niedersachsen schrumpft. Aber es gibt große regionale Unterschiede. Mindestens im Südkreis des Landkreises Stade wird die Zahl der Anwohner bis 2040 weiter wachsen, oder es werden nur sehr geringe Rückgänge zu erwarten sein. Aufgrund der neuen Prognosen müssen die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung in der südlichen Metropolregion Hamburg davon ausgehen, dass der steigende Bedarf an Wohnraum noch bis zu 20 Jahre anhalten wird. Für Apensen, Harsefeld und Oldenburg-Himmelpforten erwarten die Fachleute das anhaltende Wachstum. In Buxtehude, dem Alten Land, Horneburg, Fredenbeck und Stade eine Stagnation oder nur leichte Rückgänge. Einen Rückgang der Bevölkerung erwartet die N-Bank dagegen für Drochtersen und Nordkehdingen. Kosten für das Wohnen nicht mehr tragbar Eine Begründung für das Wachstum der Kommunen im Hamburger Umland liefert der Wohnungsmarktbericht der N-Bank gleich mit und beschreibt damit ein großes Problem. Für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen sind die Kosten für das Wohnen besonders in den wirtschaftlich starken Ballungszentren, wie Hamburg eines ist, nicht mehr tragbar. In der Generation der Menschen zwischen 30 und 50 hat die N-Bank festgestellt, dass diese wieder verstärkt in den ländlichen Raum zieht, weil sie sich dort die Preise noch leisten kann. Es ist die sogenannte untere Mittelschicht, die sich in Hamburg aber zum Teil auch schon in Buxtehude, Apensen und Jork das Wohnen nicht mehr leisten kann, weil die Mieten zu hoch sind oder das Bauland und die Baupreise mit den Gehältern nicht zu finanzieren sind. Auf der anderen Seite hat die inzwischen von vielen Experten als verfehlt eingestufte Wohnungsbaupolitik der öffentlichen Hand dazu geführt, dass immer mehr preisgünstige Wohnungen aus der Sozialbindung fallen. In Niedersachsen sind das von 2018 bis 2020 weitere 27.600 Sozialwohnungen. Mieten bei bei Erstvermietungen besonders hoch Und das, obwohl aufgrund der zunehmenden Alterung die Zahl der einkommensschwächeren Haushalte trotz mittelfristig rückläufiger Bevölkerungs­ und Haushaltszahlen perspektivisch kaum sinken werden, so die N-Bank. Dass derzeit größtenteils auch im Geschoss-Wohnungsbau für Menschen mit hohem Einkommen gebaut wird, zeigt, dass gerade bei Erstvermietungen von Wohnungen die Mieten besonders hoch sind. Die Prognose der N-Bank wird zu einer Zeit öffentlich, in der auch in der Region das Thema bezahlbarer Wohnung und der Umgang mit der knappen Ressource Bauland ein wichtiges Thema ist. Gerade gibt es für den Kreistag einen Antrag der Fraktion Die Linke, in der die Gründung einer kommunalen, kreiseigenen Wohnungsgenossenschaft gefordert wird. Als Vorbild sieht die Linke das Modell aus dem Nachbar-Landkreis Harburg, das im zuständigen Fachausschuss vorgestellt wurde. „Die Landkreise Stade und Harburg befinden sich beide in der Metropolregion Hamburg und haben mit vergleichbaren Problemen im Bereich des bezahlbaren Wohnens zu kämpfen. Wenn es im Nachbarlandkreis bereits ein gutes und erfolgreich laufendes Modell gibt, sollte der Landkreis Stade nicht die Augen vor einer guten Idee verschließen“, erklärt Linken-Fraktionschef Benjamin Koch-Böhnke den Vorstoß. „Problem ist das fehlende Bauland“ Die Reaktionen auf den Vorschlag sind unterschiedlich, wobei sich alle in der Analyse, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, einig sind. „Das ist das falsche Instrument“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Dammann-Tamke. Es gebe die beiden erfolgreichen Wohnungsgenossenschaften in den Städten Stade und Buxtehude, und er wisse aus seiner Erfahrung aus dem Aufsichtsrat der Kreissparkasse, dass es auch genügend solide Unternehmen gebe, die Wohnraum schaffen könnten. „Das Problem ist das fehlende Bauland“, sagt der Landtagsabgeordnete. Aus seiner Sicht müsse in der Zukunft aber auch besser mit der knappen Ressource Boden umgegangenen werden und die Verdichtung auch in den ländlichen Kommunen müsse eine größere Rolle spielen. SPD-Fraktionschef Björn Protze sieht das ähnlich. „Es würde Sinn machen, mit den Wohnungsbaugenossenschaften in Stade und Buxtehude ins Gespräch zu kommen und auszuloten, ob sie sich eine Ausweitung in den ländlichen Raum vorstellen könnten“, sagt er. Erst wenn dies nicht der Fall sei, sollte man über andere Wege diskutieren. Unterstützung erhält der Vorschlag von Uwe Arndt, Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft. „Wir haben da eindeutig ein Problem, das jetzt auch den ländlichen Raum erreicht“, sagt er und kritisiert dabei zum Beispiel Bauland-Preise in Horneburg, die in der Nähe von 200 Euro liegen. Arndt ist Bürgermeister in Ahlerstedt. Dort kann man noch für unter 100 Euro Bauland kaufen. PS: DIE LINKE-Kreistagsfraktion hat eine Kreisbaugesellschaft – keine Wohnungsbaugenossenschaft nach dem Beisspiel im Nachbarkreis Harburg beantragt. Da diese eher Mehrheitsfähig ist. Das Tageblatt hat aber bereits den Irrtum korregiert.