Bus-Chaos: Scharfe Kritik an der KVG

Von Daniel Beneke ( Buxtehuder / Stader Tageblatt)

LANDKREIS. Die teilweise chaotischen Zustände vor allem im Schulbus-Verkehr auf der Geest haben die Kreispolitik erreicht. Der Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Tourismus diskutierte die Probleme seit dem Betreiberwechsel im Zuge der Fahrplanumstellung im Dezember. Mit der Umstellung des Fahrplans im Dezember 2019 übernahm das Stader Unternehmen KVG auf der Geest die Linien von der Harsefelder Firma Reese. Zudem gab es eine Anpassung der Fahrtrouten, der Kernort Fredenbeck wird seither häufiger angefahren. Dafür hatten die Fredenbecker Kommunalpolitiker jahrelang gekämpft. Mit dem Betreiberwechsel begannen die Probleme: Schulbusse waren überfüllt und kamen zu spät, angestammte Haltestellen wurden nicht mehr bedient. Auf dem Heimweg wurden die Schüler nicht dort wieder abgesetzt, wo sie eingestiegen waren. Im TAGEBLATT, in den politischen Gremien der Samtgemeinde Fredenbeck und beim Neujahrsempfang des Runden Tisches in Kutenholz klagten Eltern ihr Leid. Politiker kritisieren Zustand nach Betreiberwechsel Der Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion der Linken, Benjamin Koch-Böhnke, hat die gehäuft aufgetretenen Beschwerden zum Anlass genommen, das Thema auf die Tagesordnung der Ausschusssitzung setzen zu lassen. Er forderte, „dass die Verschlechterungen schnellstmöglich behoben werden“. Außerdem müssten die Ursachen benannt werden, „damit bei einem in Zukunft möglicherweise erneuten Betreiberwechsel nicht wieder die gleichen Fehler passieren“. In Richtung der anwesenden Vertreter der KVG – Betriebsleiter Richard Peters und Verkehrsplaner Michael Peter – sagte er: „Sie haben Ihren Job nicht gemacht.“ Kritik kam auch vom Ersten Kreisrat Thomas Heinze: „Wir können mit der Situation nicht zufrieden sein.“ Er zeigte jedoch Verständnis dafür, dass etwa die Großbaustellen in Fredenbeck und Stade zu Verspätungen im Busverkehr führen. Gleichwohl müsste der Betreiber aus den Fehlern lernen. „Wir wünschen uns, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagt der Verwaltungs-Vize. „Wir sind mit der Situation auch nicht zufrieden“, bekannte Michael Peter und verwies auf „schwierige Rahmenbedingungen“. Angesichts der Baustellen mit langen Rückstaus gleiche die Planung der Linientakte einem Roulette-Spiel. KVG berichtet von Verbesserungen Die KVG habe auf die Beschwerden reagiert und mehrfach die Fahrpläne angepasst. Zusätzliche und größere Busse seien eingesetzt worden, um die Schülerströme besser zu verteilen. „Wir haben die Probleme weitestgehend gelöst“, sagte Peter. Einzig die Grundschule am Raakamp in Fredenbeck werde nach wie vor morgens nicht pünktlich zum Unterrichtsbeginn angefahren, wobei die Verspätung verringert worden sei. Die KVG habe die Öffnungszeiten ihres Kundenbüros ausgeweitet, Anrufe würden inzwischen von 6.30 bis 17.30 Uhr entgegengenommen, sagte Peters. Damit wollte sich Koch-Böhnke nicht zufriedengeben. „Die Qualität war so schlecht, dass es einen Aufschrei gab“, betonte er. „Das ist doch ein Armutszeugnis.“ Die Bürger hätten den Anspruch, dass die Qualität des Angebots bei einem Betreiberwechsel nicht nachlasse. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hartwig Holthusen, hat ebenfalls viele Beschwerden von Bürgern erhalten. Er sprach von einem „Dauer-Problem“, das noch lange nicht gelöst sei. Nicht nur im Raum Fredenbeck würden Schüler stehengelassen, weil die Busse überfüllt seien. Er berichtete auch von Klagen von Eltern aus Drochtersen-Ritsch. „Mit solchen Aktionen werden wir es nicht schaffen, dass die Menschen auf den Bus umsteigen. Das muss besser werden“, mahnte der Grünen-Politiker. Die Eltern würden sich nicht ernstgenommen fühlen, hätten auf Beschwerden keine Antworten erhalten. „Wir dürfen keine Leute stehen lassen“, pflichtete ihm KVG-Betriebsleiter Peters. Auch sollten Kundenanfragen umfänglich beantwortet werden. Auf dem Markt herrscht Busfahrermangel Wie KVG-Betriebsleiter Michael Peters auf Nachfrage von Piraten-Politiker Richard Bodo Klaus berichtet, herrscht auf dem Markt ein Mangel an Busfahrern. Mit Unterstützung der Arbeitsagentur umgeschulte Mitarbeiter hätten bei der KVG offene Stellen besetzt. Schon jetzt nehme das Unternehmen Einstellungen über den Bedarf vor, um einen Puffer an Personal zu haben. Auch die Süderelbe AG leiste großartige Arbeit bei (Um-)Schulungsprojekten, sagte Erster Kreisrat Thomas Heinze.