Berühmtes Gräberfeld in Buxtehude: Archäologen wittern neue Geheimnisse

Von Thomas Sulzyc: Buxtehuder Tageblatt

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu dem im Jahr 2000 entdeckten sächsischen Gräberfeld in Immenbeck erwartet Buxtehudes Stadtarchäologin Casha Ipach. Das sind die Gründe dafür.

Archäologen entdeckten im Jahr 2000 in Immenbeck das bis dahin größte Körpergräberfeld der Völkerwanderungszeit Europas. Auf mehr als 12.000 Grabbeigaben aus der Zeit des vierten bis sechsten Jahrhunderts stießen die Wissenschaftler anschließend bei einer vier Jahre dauernden archäologischen Ausgrabung. Dennoch hat das untersuchte Siedlungsgebiet längst nicht alles über seine Bewohner, die Altsachsen, preisgegeben. Jetzt stehen die Chancen gut, dass Forscher an das in der Fachwelt berühmte Gräberfeld zurückkehren, um ihm weitere Geheimnisse zu entreißen.

„Einige positive Entwicklungen“ kündigte Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zu einer geplanten archäologischen Untersuchung im Zusammenhang mit der Entwicklung des Meckelmoores an. Vorgesehen war bisher, dass bei der beabsichtigten Wiedervernässung des Moores Archäologen ähnlich einer Notgrabung den Boden für eine kurze Zeit untersuchen.

Forschungsprojekt zusammen mit einer Universität

Buxtehudes Stadtarchäologin Casha Ipach hat deutlich mehr vor. Sie eröffnete Buxtehudes Politikern die Möglichkeit eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts – nur 300 Meter von dem sächsischen Gräberfeld entfernt. Ein Grabungsunternehmen aus dem Landkreis Harburg sei daran interessiert. Eine Zusammenarbeit mit der Universität Rostock denkbar, berichtete die Archäologin. Die Universität Rostock habe eine große Expertise bei archäologischen Bodenuntersuchungen. Fördergelder aus unterschiedlichen Programmen könnten beantragt werden.

Bevor sie mit Universitäten in Gespräche über eine Kooperation tritt und Fördermöglichkeiten prüft, wollte Casha Ipach das grundsätzliche Einverständnis der Politik einholen. Am Ende erteilte der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz ohne formelle Abstimmung der Stadtarchäologin das Mandat, weitere Schritte zu einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt zu beschreiten. Sie solle dazu mit mehreren Universitäten Gespräche über eine Beteiligung führen, Förderprogramme, die Aussicht auf Erfolg haben, nennen und eine Aussage zu den erwarteten Kosten der Stadt Buxtehude treffen.

Konflikt zwischen Klimaschutz und Archäologie

„Schätze heben, die unsere Kultur angehen, finde ich richtig“, sprach sich Benjamin Koch-Böhnke (Die Linke) für die Rückkehr der Forscher an das sächsische Gräberfeld von Immenbeck aus. Sprecher von anderen Fraktionen zeigten sich zunächst zaudernd. Sie befürchten eine Verzögerung der Wiedervernässung des Meckelmoores. Die Ausschussmitglieder Gerrit Steffens (SPD) und Arnhild Biesenbach (CDU) fragten nach einem möglichen Konflikt zwischen Klimaschutz und Archäologie in diesem Fall.

Vorgesehen sei, mit der Renaturierung im Winter zu beginnen. Mit Blick auf die Zeit, die es beansprucht, Fördergeld für das archäologische Forschungsprojekt zu beantragen, sei es schlau, den Start „ein wenig zu schieben“, antwortete die Stadtarchäologin den Politikern. „Wir haben nicht vor, das gesamte Meckelmoor umzugraben“, sagte sie. 9,3 Hektar ist das Moorgebiet groß. Davon gehören der Stadt Buxtehude 6,8 Hektar. 2,5 Hektar wolle die Stadt von einem privaten Eigentümer erwerben.

Archäologen hoffen, früheren Fernhandelsweg zu entdecken

„Wir könnten Probegrabungen in Auftrag geben und gewännen damit Hinweise, was uns erwartet“, erklärte die Stadtarchäologin. Mit einem lizensierten Sondengänger habe sie das mögliche archäologische Projektgebiet in 300 Meter Entfernung zur früheren Ausgrabungsstätte abgeschritten. Hinweise auf Keramik, Bronzeschlacke und ein wenig Bronze hätten sie erhalten, sagte Casha Ipach dem TAGEBLATT.

Die Technologie zu Bodenuntersuchungen vor mehr als 20 Jahren sei weniger ausgereift gewesen und sei im Moorboden an Grenzen gestoßen. Archäologen hielten es für wahrscheinlich, dass Gräber unentdeckt geblieben seien. Außerdem vermutet die Stadtarchäologin, dass entlang des Meckelmoors ein Fernhandelsweg verlaufen sei. „Wir hoffen, alte Wegereste zu entdecken.“ Das sächsische Grabungsfeld von Immenbeck und seine Umgebung sind heute ein Grabungsschutzgebiet. Nur wer eine Lizenz hat, darf dort graben oder den Boden mit einer Sonde untersuchen.