Das Gedenken an die Tat bewahren / Buxtehuder & Stader Tageblatt

Von Karsten Wisser ( Buxtehuder / Stader Tageblatt )

BUXTEHUDE. Die Gedenkveranstaltung fand erstmals auf dem neuen Gustav-Schneeclaus-Platz am Buxtehuder Busbahnhof statt. „Ich bin froh darüber, dass auch noch nach so langer Zeit immer noch Menschen kommen, die das Gedenken an diese Tat aufrecht erhalten“.

Die Insel auf dem Busbahnhof am Buxtehuder Altstadt trägt das neue Schild seit Mittwoch. Die Gedenkveranstaltung für den vor 26 Jahren von zwei Neonazis erschlagenen Gustav Schneeclaus fand am Donnerstagabend zum ersten Mal am nach dem Gewaltopfer benannten Platz statt.

Der Antrag zur Namensänderung kam von der Fraktion der Linken und wurde von allen anderen Fraktionen außer der AfD unterstützt. So war die Gedenkveranstaltung gleichzeitig der Einweihungsakt für den Gustav-Schneeclaus-Platz. „Das ist heute ein guter Tag. Es bedurfte dieses klaren Signals von der Stadt für Meinungsfreiheit und Toleranz“, sagte Benjamin Koch-Böhnke, Fraktionsvorsitzender der Linken im Rat.

Für ihn und den ebenfalls bei der Veranstaltung anwesenden SPD-Ratsherr Nick Freudenthal war eine Schülerdemo in den Tagen nach dem brutalen Angriff auf Schneeclaus die erste politische Demonstration. Beide waren damals zwölf Jahre alt. Aus der Politik waren gestern außerdem die beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Bettina Priebe und Michael Lemke, dabei. Insgesamt nahmen 150 Menschen an der Gedenkveranstaltung teil, die Arne Zillmer, stellvertretender Vorsitzender des Jusos in Niedersachsen, moderierte und die von Mitgliedern des Internationalen Chores um Harald Winter musikalisch begleitet wurde.

Blumen auf der Gedenktafel am Busbahnhof.

Für die Stadt Buxtehude sprach die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Lemm (SPD) als offizielle Vertreterin bei der 26. Auflage der Gedenkveranstaltung. „Ich bin froh darüber, dass auch noch nach so langer Zeit immer noch Menschen kommen, die das Gedenken an diese Tat aufrecht erhalten, und dies ist wichtiger als je zuvor – denn rechtes Gedankengut ist vielerorts wieder hoffähig geworden, nicht nur in Deutschland“, sagte Christel Lemm. Auch die Gewalt und der Hass in Worten und Taten nehme zu – ganz extrem in den sozialen Netzwerken, aber auch im normalen Umgang miteinander. „Wir alle sind aufgefordert, dagegen zu halten“.

Silja Freydanck von den Stader Jusos kritisierte in ihrem Redebeitrag die AfD. „Heute geht die Gefahr der Fakten- und Geschichtsverdrehung nicht nur von dumpfen Neonazis am Stammtisch aus.“. Jetzt seien es auch führende AfD-Politiker wie Björn Höcke, der das Berliner Shoa-Mahnmal als Mahnmal der Schande bezeichnet, oder Alexander Gauland, der einen Schlussstrich unter die Nazi-Vergangenheit und eine Neubewertung der Taten deutscher Weltkriegs-Soldaten fordere. „Sie sind die geistigen Brandstifter, die den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts verschieben und eigentlich Unsagbares laut aussprechen“, so Silja Freydanck. Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), erinnerte daran, dass es seit der Wende fast 200 Todesopfer als Folge rechtsextremistischer Gewalt gegeben habe. „Einer von ihnen war Gustav Schneeclaus.“ An vielen Orten würde es Gedenkorte wie den Gustav-Schneeclaus-Platz in Buxtehude nicht geben.

Die Tat

Vor 26 Jahren haben zwei Skinheads am Busbahnhof den Buxtehuder Kapitän Gustav Schneeclaus bei einem Streit lebensgefährlich verletzt. Vier Tage später starb der damals 53-Jährige an den Folgen. Auslöser war die Schneeclaus-Äußerung „Hitler war der größte Verbrecher“.