Surfpark-Pläne: So steht die Stader Politik zum umstrittenen Projekt

Von Lars Strüning / Stader Tageblatt

STADE. Der geplante Surfpark in Stade-Süd gehört derzeit zu den meist diskutierten Projekten in der Stadt. Ob es realisiert werden kann, hängt vor allem auch am Votum des Stader Rates. Die Politik hat sich bereits eine Meinung zu dem umstrittenen Vorhaben gemacht.

Die Grünen tun sich schwer. Da ist die eher pragmatisch agierende sechsköpfige Fraktion im Rat mit den Realos, und da sind die Vertreter der strengen grünen Lehre, also die Fundis, im Ortsverein und auf Kreisebene. Parteiintern wird noch um eine Abstimmung gerungen. „Wir haben noch keine abschließende Position“, sagt Fraktionsvorsitzende Karin Aval. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie dem Projekt positiv gegenübersteht, wenn Fragen zur Versiegelung, zum Verkehr oder zum Energieverbrauch zu ihrer Zufriedenheit beantwortet werden.

Fraktionskollege Reinhard Elfring hatte sich Mitte Dezember zu einer Pressemitteilung entschlossen, die wegen der internen Querelen flugs zurückgezogen wurde. Darin heißt es: „Das Konzept der Investoren, die benötigte Energie klimaneutral komplett aus regenerativen Quellen zu gewinnen und den Wasserverbrauch so weit wie möglich zu minimieren, konnte uns weitgehend überzeugen.“ Und: „Wir werden das gesamte Konzept aus diesem Grund weiterhin wohlwollend, aber kritisch begleiten.“ Die positive Auswirkung auf den Tourismusstandort stehe außer Frage.

Bei der Bewertung des Projekts sei zu berücksichtigen, dass es sich um landwirtschaftlich genutzte Flächen handele, die ökologisch nicht besonders wertvoll seien. Außerdem seien sie im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Stade für Industrieansiedlungen vorgesehen. Im Vergleich zu Großbetrieben stelle der Gewerbebetrieb Surfpark einen deutlichen Vorteil dar. Die Grünen um Reinhard Elfring hoffen zudem, dass der Surfpark „eine Initialzündung für die Ansiedlung weiterer innovativer, nachhaltig arbeitender Betriebe im Stader Süden wird“.
CDU: So nachhaltig wie möglich gestalten

Große Mehrheit bei der CDU. Fraktionsvorsitzende Kristina Kilian-Klinge geht von einer großen Mehrheit für das Projekt in der CDU/WG-Gruppe (14 Mitglieder) aus. Die Meinungen reichten von Begeisterung bis Ablehnung. „Wir warten jetzt das Auslegungsverfahren ab, die Abwägung der Einwände und werden uns in den Fachausschüssen beraten“, gibt Kilian-Klinge den Weg vor.

Für sie entscheidend: Dass sich die Ideen, die Projektentwickler Jan Podbielski in allen Fraktionen dezidiert vorgetragen habe, auch wirklich in den Antragspapieren wiederfinden, und dass die Stadtverwaltung nach Prüfung der Einwände zur Planung rein rechtlich Genehmigungsfähigkeit signalisiert. Kilian-Klinge legt Wert darauf, dass der Surfpark so nachhaltig wie möglich ausfällt. Ansonsten handele es sich um einen Investor wie jeder andere auch.
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Die SPD gibt sich aufgeschlossen. Jan Podbielski habe zuletzt viele kritische Fragen ausreichend beantwortet, sagt Fraktionsvorsitzender Kai Holm. Die Sozialdemokraten mit ihren zwölf Ratsmitgliedern stünden dem Projekt „sehr aufgeschlossen“ gegenüber. Die SPD hatte Bauchschmerzen wegen der Straßenanbindung über Dollern und einer Überlastung der ohnehin maroden Strecke sowie wegen des Wasserverbrauchs. Sollten während des Verfahrens keine neuen Aspekte auftauchen, geht er von einer Zustimmung aus. Ein Verhinderungsbeschluss kurz vor Toreschluss sei mit ihm nicht zu machen.

Die Politik ist seit 2017 mit dem Thema beschäftigt. Wird die neue Bauleitplanung für das gut 16 Hektar große Gebiet südlich des Flugplatzes vom Rat abgesegnet, können sich die Podbielski-Brüder aus dem Alten Land mit ihrer SPN-Projektgesellschaft an die Ausformulierung ihres detaillierten Bauantrags machen. Das soll noch dieses Jahr geschehen.
Bunte Gruppe steht hinter den Plänen

FDP/UBLS/Piraten stehen hinter den Plänen. Die bunte Gruppe (sechs Mandate) im Rat weise eine klare Mehrheit für den Surfpark auf, sagt Fraktionsvorsitzender Enrico Bergmann (FDP). Im Vergleich zu einem Industriegebiet seien der Surfpark und der kleine geplante Gewerbepark deutlich weniger verdichtet angelegt. Es handele sich um ein „tolles Projekt“, das neues Klientel nach Stade ziehe und um Investoren mit Herzblut aus der Region. Bergmann: „Davon bräuchten wir noch mehr.“

Die Stadt würde sich gegenüber zukünftigen potenziellen Investoren unglaubwürdig machen, wenn sie „kurz vor knapp den Stecker ziehen würde“. Worauf seine Gruppe noch Wert legt: Dass ein eventueller Rückbau mit eingepreist wird und Rücklagen dafür geschaffen werden.
Linke: Surfpark für „Nischenzielgruppe“

Die Linke ist strikt dagegen. Die neue Fraktion im Rat und die Ortsgruppe der Linken kann dem Projekt nichts abgewinnen. Sie lehnen das Vorhaben ab – mit deutlichen Worten. Ihre Hauptkritikpunkte sind hoher Energie- und Wasserverbrauch, Bodenversiegelung und Verkehrsprobleme. Die Linke nennt das Projekt „gigantisch, hoch aufwendig und absolut nicht nachhaltig“. In Zeiten der Vernichtung von Boden in Deutschland durch Überbauung, Versiegelung und Degradation sei es „geradezu fahrlässig, eine derart riesige Fläche dem natürlichen Boden- und Wassergefüge zu entziehen“. Eine Achillesferse sei die Verkehrsanbindung. Zudem sei das Wellenreiten in einer künstlichen Anlage ein exklusives Vergnügen und nur für eine absolute Nischengruppe zugänglich.

Michael Quelle, aktives Mitglied der Linken, schaut auch kritisch auf die Investitionskosten der Abwasserentsorgung Stade (AES). Sie müsse 1,5 Millionen Euro aufbringen, um Surf- und Gewerbepark anzuschließen. Das müsse von allen Beitragszahlern aufgebracht werden.