Prügelei am Bahnhof
„Es war eine spontane Entscheidung“, sagt der 71-jährige Michael Quelle. Er wartete auf dem Rückweg von Hamburg nach Stade in Harburg auf seine Bahn, als er sah, wie ein junger Mann sich unversehens auf einen anderen stürzte und ihn mit Tritten traktierte. Quelle griff sofort ein, zuerst mit seiner Stimme: „Halt! Stopp! Auseinander!“
Er rief das laut, um die anderen Leute auf dem Bahnsteig aufmerksam zu machen - „und um klarzustellen: Hier ist öffentlicher Raum“, sagt Michael Quelle. Was danach passierte, haben Videokameras aufgezeichnet. Weil es ein laufendes Verfahren gibt und er Zeuge ist, will er die Details aber nicht schildern. Er fasst zusammen: „Ich bin deeskalierend dazwischengegangen.“
Beamte der Bundespolizei, die in der Nähe waren, wurden bald aufmerksam und schritten ein. Am nächsten Tag bekam Michael Quelle zu Hause einen Anruf von einem Beamten, der sich erkundigte: „Wie geht es Ihnen?“. Michael Quelle lobt die einfühlsamen Gespräche und die gute Betreuung durch die Bundespolizei. Wenig später machte er seine Zeugenaussage.
„Die Polizisten sagten mir, es sei sehr wichtig, dass Menschen sich kümmern und nicht wegschauen“, berichtet Quelle, der vielen wegen seiner Recherchen und pädagogischen Arbeit über die Opfer des Nationalsozialismus und als Linken-Politiker in der Region bekannt ist. Die Bundespolizei führt mit der Deutschen Bahn aktuell unter dem Titel „Hinsehen statt weggehen“ eine Kampagne dazu durch.