Politik kritisiert Ausbaupläne der Bahn für Strecke Stade–Cuxhaven

Karsten Wisser: Buxtehuder/Stader Tageblatt

Auf der Bahnstrecke zwischen Stade und Cuxhaven sollen die Züge in Zukunft mit Strom fahren können. Die Bahn startet jetzt das Beteiligungsverfahren, bleibt dabei aber in vielen Punkten vage. Die Politik fordert eine Nachbesserung der Pläne.

Die Deutsche Bahn hat ihre Pläne zur Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Cuxhaven und Stade im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Stader Kreistags präsentiert. Demnach sollen die Züge auf der 62 Kilometer langen Strecke künftig mit Elektroantrieb statt wie bisher mit Diesel fahren. Entlang der Strecke muss dazu die Oberleitungsanlage neu gebaut werden.
Mit 160 Stundenkilometern von Cuxhaven nach Stade

Die Elektrifizierung schone Umwelt und Klima, sind sich die Repräsentantinnen der Deutschen Bahn sicher. Die Züge seien leiser und reduzierten den Kohlendioxid-Ausstoß. Die Umweltbelange hinsichtlich Natur- und Artenschutz sowie Lärm würden detailliert untersucht.

Die Personenzüge sollen nicht mehr mit 120, sondern mit bis zu 160 Kilometern in der Stunde fahren. Damit verkürze sich die Fahrzeit theoretisch um etwa zwölf Minuten.

Ein zweigleisiger Ausbau zwischen Himmelpforten und Hechthausen und der Neubau der Ostebrücke sind nach der Neubewertung im Jahr 2018 nicht mehr Bestandteil des Projekts. Das war 2016 in der Ursprungsplanung noch anders. Damals sollte es eine neue Brücke und auch in diesem Abschnitt zwei Gleise geben. Die jetzige Entscheidung sorgte für Kritik aus der Kreis-Politik. Noch in der Sitzung des zuständigen Ausschusses am Mittwoch stimmte die Politik einem Antrag der Linksfraktion zu. Darin werden der Neubau der Brücke und der zweigleisige Ausbau der Strecke gefordert.

„Wenn wir auch hier in der Region die notwendige Verkehrswende schaffen wollen, muss die Bahnstrecke Hamburg – Cuxhaven sehr gut ausgebaut sein. Das bestehende Nadelöhr der Eingleisigkeit zwischen Himmelpforten und Hechthausen sowie die alte Ostebrücke müssen endlich der Vergangenheit angehören“, begründete Benjamin Koch-Böhnke seinen Vorstoß. Die von der Deutschen Bahn vorgestellte Planung der Elektrifizierung der Bahnstrecke sei auch wichtig, reiche aber nicht aus. Dem konnten die anderen Fraktionen weitgehend zustimmen.
Stader Politik fordert neue Ostebrücke

CDU-Frau Sonja Zinke unterstrich aber, dass die Forderung nach einer neuen Brücke, die Umsetzung der Elektrifizierung nicht gefährden oder verzögern dürfe.

Der Ausschuss hat die Kreisverwaltung jetzt beauftragt, die hohe Relevanz und Dringlichkeit des zweigleisigen Ausbaus inklusive des Neubaus der Ostebrücke für die Region gegenüber der Bundesregierung sowie den im Bundestag vertretenen Fraktionen zu verdeutlichen. Die Finanzierung trägt zu 100 Prozent der Bund. Als geschätzte Kosten nennt die Bahn 280 Millionen Euro in einer Presseerklärung. In der Sitzung gab es dazu keine Aussage.

Ob die Brücke über die Oste tatsächlich ein Nadelöhr ist, bleibt allerdings umstritten. Enak Ferlemann, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Cuxhaven und langjähriger parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sieht das anders. Die neue Brücke sei gestrichen worden, weil sie die Kosten-Nutzungsrechnung nicht überstanden habe. Nur so hätte das Projekt in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen werden können. „Die Strecke hat noch viele Reserven“, sagte Enak Ferlemann gegenüber dem TAGEBLATT. Er widerspricht auch der These, dass die Brücke über die Oste baufällig sei. Sie wurde zwar als Behelfsbrücke nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, bestehe aber die regelmäßigen Tests durch die Deutsche Bahn, begründet Ferlemann seine Haltung.
Fertigstellung bis spätestens 2030

Keine Antworten gab es auch auf die Frage, wann die Bahn mit Strom ab Stade nach Cuxhaven zurückfahren kann. Allerdings gibt es für solche Verfahren Erfahrungswerte. Die jetzt gestartete Beteiligungsphase wird rund zwei Jahre Zeit dauern. Danach wird der Bundestag noch einmal entscheiden, ob das Projekt umgesetzt werden soll. Das ist bei weitgehend unumstrittenen Projekten aber eher ein formaler Akt. Danach wird es zwei Jahre dauern, den Planfeststellungsbeschluss zu erstellen. Gebaut werden könnte dann ab 2026, wenn bei den Planungen nicht viel schiefgeht und es wenig Widerstand gegen das Projekt gibt. Es ist demnach also nicht unwahrscheinlich, dass die Züge noch in diesem Jahrzehnt elektrisch angetrieben zwischen Stade und Cuxhaven fahren können.
S-Bahn bis Himmelpforten oder Hechthausen

Mit der Elektrifizierung der Strecke wird eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, dass die S-Bahn in Zukunft weiter als bis nach Stade fahren kann. Hier sind Himmelpforten oder Hechthausen als Endpunkte genannt.

Die Baumaßnahmen an der Bahnstrecke sollen bei laufendem Betrieb realisiert werden. Das Projekt befindet sich in der Grundlagenermittlung und Vorplanung, es wird mit Bundesmitteln finanziert. Der Bundestag muss sich nach Ende der Vorplanung für die Fortführung aussprechen. Entlang der Strecke befinden sich 30 Brücken, 56 Bahnübergänge und fünf Stellwerke, die aufgrund der Elektrifizierung und Geschwindigkeitserhöhung angepasst werden müssen.
Informationen zum Ausbau

Die Deutsche Bahn bietet am Donnerstag, 23. Juni, von 17 bis 19 Uhr auf https://www.db-buergerdialog.de/stade-cuxhaven online eine Bürger-Information an. Mehr Informationen zur Elektrifizierung zwischen Stade und Cuxhaven gibt es im Internet unter: https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/stade-cuxhaven