Kampf gegen das Artensterben

Ina Frank: Buxtehuder / Stader Tageblatt

BUXTEHUDE. Das Volksbegehren „Artenvielfalt. Jetzt!“ setzt sich dafür ein, die Vielfalt der Natur und ihrer Arten in Niedersachsen zu erhalten und besser zu schützen. Auch in Buxtehude ist eine Aktionsgruppe unterwegs, um Bürger zu informieren und Unterschriften zu sammeln. „Es ist augenblicklich eine Katastrophe. Es ist fünf nach zwölf“, sagt Wolfgang Ebbinghaus, Zweiter Vorsitzender des Nabu Kreisverbands Stade. Was er damit meint? Die Situation der Artenvielfalt. Laut dem Volksbegehren sind die Hälfte von 11.000 niedersächsischen Tier- und Pflanzenarten bedroht, 62 Prozent aller Wildbienenarten im Bestand gefährdet und 14 Millionen Brutvögel seit 1992 bundesweit verschwunden. Das Volksbegehren will, dass dieses Artensterben gestoppt wird und strebt dafür Änderungen im Niedersächsischen Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz sowie im Niedersächsischen Wasser- sowie Waldgesetz an. Ein Gesetzesentwurf ist den Unterschriftenlisten beigefügt. Die Forderungen des Volksbegehrens: mehr Vielfalt in der Landwirtschaft, konkret mehr Hecken, Blühflächen, Grasstreifen am Wegesrand und Feldgehölze, sowie dass in Gewässerrandstreifen nicht gedüngt oder gespritzt werden darf. Der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide in Schutzgebieten soll verboten und der ökologische Landbau gefördert werden. Außerdem wünscht sich das Volksbegehren artenreiche Wiesen und naturnahe Wälder, die mit Alt- und Totholz Rückzugsräume für Käfer, Pilze und Spechte bieten. Mehr als 190 Bündnispartner sind dabei, darunter Umwelt- und Naturschutzverbände, Vereine und Parteien. 25.000 Unterschriften nötig In eine ähnliche Richtung wie das Volksbegehren geht der sogenannte „Niedersächsische Weg“, eine Vereinbarung zwischen Landesregierung, Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden. Die Forderungen sind prinzipiell ähnlich. Warum der „Niedersächsische Weg“ überhaupt ins Leben gerufen wurde, obwohl er sich gar nicht so sehr vom Volksbegehren unterscheidet, kann Erhard Arhelger, Vorstandssprecher der Grünen Buxtehude, nicht verstehen. Dem Volksbegehren werde teilweise vorgeworfen, dass der Gesetzesentwurf im Gegensatz zum „Niedersächsischen Weg“ keinen Ausgleich für Landwirte vorsehe, die entsprechende Naturschutzmaßnahmen umsetzen – das stimme aber nicht. Das Volksbegehren sieht Entschädigungen genauso vor. Es läuft seit Anfang Juni. Damit es als solches zugelassen wird, sind niedersachsenweit 25,000 gültige Unterschriften nötig. Diese Frist endet am 13. November. Wenn genug Unterschriften zusammenkommen, beginnt anschließend die zweite, ebenfalls sechsmonatige Phase. In dieser Zeit müssen 610.000 Unterschriften gesammelt werden, die 25.000 Unterschriften aus der ersten Runde zählen mit. Dann kann das Gesetz auf den Weg gebracht werden. Falls der Landtag es ablehnt, entscheiden die Wahlberechtigten in einer direkten Volksabstimmung über das Gesetz. Infostände in der Stadt Die Aktionsgruppe Buxtehude ist in der Stadt mit Info-Ständen vertreten. „Wir fragen die Leute meist: ‚Haben Sie Lust, die Artenvielfalt zu stärken?‘“, sagt Benjamin Koch-Böhnke, Kreisvorsitzender der Linken. Den Menschen sei die Problematik grundsätzlich bewusst, aber sie wüssten nicht, was sie tun sollen. Gegen Naturschutz habe niemand etwas. Auch in einigen Geschäften liegen Listen aus. Die Aktionsgruppe ist guter Dinge, dass es mit dem Volksbegehren klappt.