Housing First: So soll Buxtehudern ohne Wohnung geholfen werden

Von Lennart Möller ( Buxtehuder Tageblatt )
Menschen ohne Wohnung stehen oft vor einem Problem: Einen Arbeitsplatz bekommen sie nur dann, wenn sie einen Wohnsitz vorweisen können. Ein Projekt, das in Hannover mit positiven Ergebnissen umgesetzt wird, ist jetzt auch in Buxtehude im Gespräch.
Es ist ein Teufelskreis: ohne Wohnung keine Arbeit, ohne Arbeit keine Wohnung. So geht es vielen Menschen in Deutschland, die wohnungslos sind. Im Buxtehuder Ausschuss für Wohnen und Soziales wurde jetzt ein Projekt vorgestellt, das diesen Kreislauf durchbrechen will.

Ende des vergangenen Jahres hatte die Linken-Fraktion das „Housing First“-Projekt mit einem Antrag in den Ausschuss eingebracht. Der Tenor damals: Die Buxtehuder Politik wolle sich erst einmal genauer mit dem Projekt befassen und sich darüber informieren lassen. Dafür war Professor Eckart Güldenberg zu Gast im Ausschuss. Er ist 1. Vorsitzender der Stiftung „Ein Zuhause“, die bereits in Hannover ein Projekt nach dem „Housing First“-Gedanken umgesetzt hat. Und die Erfahrungen, die Güldenberg dort gemacht hat, sind durchaus positiv.

„Housing First“ in Hannover schon umgesetzt
Insgesamt 15 Wohnungen hat die Stiftung in der Landeshauptstadt zur Verfügung gestellt und an Wohnungslose vermietet. Finanziert wird die Miete über Transferleistungen des Jobcenters. Die Idee hinter dem Projekt: Wohnungslosen Menschen ein Zuhause geben – ohne Bedingungen. Die Unterbringung von Wohnungslosen erfolge bislang in einem Stufensystem. Dieses führe über Notunterkünfte und Entgiftungsstationen in betreute Wohnprojekte, wobei viele Betroffene irgendwann aus dem System fallen und wieder auf der Straße landen. Dieser Drehtür-Effekt soll bei „Housing First“ durch das bedingungslose Bereitstellen von Wohnraum verhindert werden. Modellprojekt: Sozialbehörde schafft Wohnraum für Obdachlose Soziale Betreuungsangebote ohne Zwang Außerdem sei dieses Stufensystem aufgrund der hohen Rückfallquote mit hohen Kosten verbunden, erklärte Güldenberg. „Dieses Konzept wollen wir mit unserem Projekt auf den Kopf stellen“, erklärt Güldenberg. Wohnungslose sollen in dem Projekt einen Mietvertrag für eine Wohnung erhalten, der an keine Bedingungen geknüpft ist. „Das Ziel ist eine bedingungslose und möglichst schnelle Unterbringung von einheimischen Wohnungslosen“, so Güldenberg. Denn auch das ist ein wichtiger Faktor von „Housing First“: Würde Buxtehude ein solches Projekt in Angriff nehmen, würde es sich nur an Wohnungslose richten, die auch aus Buxtehude kommen und nicht an Geflüchtete.
Neben einer Wohnung würde das Projekt auch soziale Betreuungsangebote bereitstellen. Diese müssten allerdings nicht in Anspruch genommen werden, erklärt Güldenberg. Suchterkrankungen und psychische Probleme seien darüber hinaus kein Ausschlusskriterium für die Teilnahme an dem Projekt. „Am Ende streben wir an, die Wohnungslosen zusätzlich mit Arbeitsplätzen auszustatten“, so Güldenberg.Trotz des informativen Vortrags von Güldenberg ging das Thema „Housing First“ im Sozialausschuss etwas unter. Auf der Tagesordnung der Sitzung stand nämlich auch die Unterbringung von Flüchtlingen an der Apensener Straße, wegen der sich knapp 80 Zuhörer im Sitzungssaal versammelt hatten. Eine richtige Diskussion unter den Ausschussmitgliedern zu dem Thema kam deshalb nicht zustande und wurde vertagt.