Gemeinsames Plakat gegen die AfD

Von Karsten Wisser / Buxtehuder Tageblatt


BUXTEHUDE. Ein AfD-Plakat vor der abgebrannten Flüchtlingsunterkunft in Buxtehude sorgte vor gut drei Wochen für Empörung. Jetzt wollen SPD, Grüne und Linke die Plakatwand vor der Flüchtlingsunterkunft mieten und ihrerseits plakatieren. Mehrere überregionale Medien reagierten auf die TAGEBLATT-Berichterstattung. Die Flüchtlingsunterkunft brannte Karfreitag ab, die Bewohner kamen mit dem Schrecken davon. Eine Brandursache konnte die Polizei bisher noch nicht ermitteln. Dass die Plakataktion Wochen vor dem Brand gebucht wurde und in keinem direkten Zusammenhang mit dem Feuer stand, milderte die Empörung nicht. Verletzt wurde bei dem Brand niemand, aber das Wohnheim ist unbewohnbar, 16 Geflüchtete mussten anderswo untergebracht werden. Auf dem Plakat war die Aufschrift „Werde Deutschlandretter“ und eine Reihe von jungen Frauen in AfD-T-Shirts und kurzen Röcken zu sehen – darunter auch die Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Stade/Rotenburg, Marie-Thérèse Kaiser.
„Buxtehude für Vielfalt und Toleranz“
Jetzt wollen SPD, Grüne und Linke gemeinsam die Plakatwand am Ellerbruchtunnel vor der ausgebrannten Flüchtlingsunterkunft mieten und ihrerseits plakatieren. Ab dem 18. Mai wird dort ein Plakat mit der Botschaft „Buxtehude für Vielfalt und Toleranz“, getragen und gezahlt von den drei Parteien, stehen. „Wir möchten damit auf das unsägliche AfD-Plakat von Anfang April reagieren und ein Zeichen setzen für die Menschen in Buxtehude – insbesondere für diejenigen, die bei uns Schutz suchen – und gemeinsam aufzeigen, dass das Bündnis gegen Hass und für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz viel breiter gestreut und größer ist als der Hass der Ewiggestrigen“, erklärt Gerrit Steffen von der Buxtehuder SPD die Aktion.
Vielleicht sei dies auch ein kleines Zeichen der Hoffnung für alle, die es leid seien, dass Schlagzeilen und öffentliche Diskurse nur von den polternden Rechtspopulisten belagert würden, Zeichen von Toleranz oder Respekt aber oft zu kurz kämen in der öffentlichen Wahrnehmung, so Steffens.

„Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“

„Es ist wichtig ein klares Zeichen gegen Rassismus in Buxtehude und darüber hinaus zu setze“, sagt der Linken-Fraktionsvorsitzende, Benjamin Koch-Böhnke. Und: „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Deshalb sei es wichtig, parteiübergreifend ein deutliches Signal – über Wahlkampfauseinandersetzung und Parteigrenzen hinweg – gegen Fremdenhass und Frauenfeindlichkeit zu setzen. „Die Ratsmehrheit und die große Mehrheit in der hiesigen Gesellschaft steht für ein solidarisches, vielfältiges und tolerantes Buxtehude“, ist der Linken-Politiker überzeugt. Die AfD lebe davon, Menschen gegeneinander auszuspielen und Hass zu säen – deshalb sei es wichtig, ein überparteiliches Zeichen für mehr Miteinander und Toleranz zu setzen.
Die Idee für die Aktion kam von der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen und deren Co-Fraktionsvorsitzender Bettina Priebe. „Das ist ein Statement für ein gemeinsames Buxtehude“, sagt Bettina Priebe. Sie hatte auf ein gemeinsames Signal aller Fraktionen gehofft und alle jenseits der AfD angesprochen.
CDU und die Gruppe FDP/BBG-FWG wollen sich allerdings nicht beteiligen, da sie der AfD keinen weiteren Raum in der öffentlichen Diskussion geben wollten. Bettina Priebe bedauert das.
Inzwischen hat der Buxtehuder Helmuth Färber aufgrund des Plakats auch eine Strafanzeige gegen die AfD gestellt. Sein Vorwurf: Volksverhetzung. „Der Vorgang stellt eine Verhöhnung der Opfer des Brandes dar, er ist menschenverachtend und frauenfeindlich und er verstößt gegen das grundgesetzliche Diskriminierungsverbot“, sagt Helmuth Färber, der auch in der Bürgerinitiative Menschenwürde aktiv ist.