Erweiterung der Stader Rotschlamm-Deponie: Moderate Töne der Grünen, scharfe Kritik der Linken

Neue Stader Autor Jörg Dammann

jd. Stade. Das Unternehmen Aluminium Oxid Stade (AOS) plant, die Kapazität seiner Rotschlamm-Deponie bei Stadermoor zu erhöhen, um die Produktion für weitere 15 bis 20 Jahre zu sichern. Derzeit läuft das Antragsverfahren, damit der Damm rund um die Deponie auf bis zu 30 Meter erhöht werden kann. Die aktuelle Höhe beträgt 16 Meter. Jetzt haben die Stader Grünen und auch die Linken auf die Berichterstattung über die geplante Deponie-Erweiterung reagiert. Beide verweisen auf Möglichkeiten zur Verwertung des Rotschlamms als Alternative zur Deponielagerung. Die Grünen geben sich dabei eher moderat, während die Linken einen wesentlichen schärferen Ton anschlagen.

Man begrüße es, dass die AOS ihren Produktionsstandort in Stade längerfristig erhalten wolle, heißt es von den Grünen. Daher sei „der Antrag auf Erweiterung der Kapazitäten der Rotschlammdeponie betriebswirtschaftlich nachvollziehbar“. Die Grünen verweisen aber auf Studien, wonach sich Rotschlamm durchaus recyceln lasse. Es enthalte neben größeren Anteilen an Aluminium und Eisen zum Teil auch geringe Mengen von seltenen Erden. Diese wertvollen Stoffe kommen bei zahlreichen modernen Technologien zum Einsatz.

Dass eine vollständige Verwertung aller Bestandteile des Rotschlamms technisch umsetzbar sei, habe eine Studie der Technischen Hochschule Aachen aufgezeigt. Allerdings räumen die Grünen ein: „Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit kamen die Forscher zu keiner abschließenden Bewertung, zumal es sich um keine Untersuchung im industriellen Maßstab handelte.“ Die Grünen sind aber davon überzeugt, dass sich mit der Verwertung der seltenen Erden durchaus gute Einnahmen erzielen ließen, auch wenn die Preise auf dem Weltmarkt sehr schwankend seien.
Linke: Rotschlamm-Deponierung ist von vorgestern

Deutlichere Worte finden die Linken. Fraktionschef Tristan Jorde bezeichnet die Deponie als eine „archaische Art der Abfallentsorgung“. Weil man bei AOS zu faul sei, über Alternativen nachzudenken, werde die in Managementkreisen beliebte Vokabel „alternativlos“ verwendet. „Obwohl es zahllose Technologien zur Entwässerung, zur Entgiftung, zur Verwertung und zum Rückbau dieser Schlämme gibt, setzt man hier weiterhin auf Abfallbeseitigung ‚Made in 19th Century'“, kritisiert Jorde.

Die Stader Linken werfen zudem einige Fragen auf. Diese drehen sich u.a. um die Qualität des Grundwassers unter der Deponie, um den Zustand der Klärschlamm-Pipeline zwischen AOS-Werk und der Deponie und um den Schutz vor möglichen Dammbrüchen. „Die Linken-Fraktion fordert ein zukunftssicheres Entsorgungskonzept, das Industrieproduktion, sichere Arbeitsplätze und eine lebenswerte Zukunft für die Menschen in der Region vereint. Und Schluss macht mit gedankenlosem Verklappen in der Landschaft“, schreibt Jorde.

Man könne nur hoffen, dass die Gewerbeaufsicht in Lüneburg diesem „vorgestrigen Treiben der Rotschlamm-Bunkerung“ energische Schranken setze und endlich zur Verwertung dieser Schlämme auffordere, so der Linken-Politiker.
Der Deich um die AOS-Rotschlamm-Deponie wird mit Sand aus Hammah laufend erhöht