Buxtehuder setzen Zeichen für Solidarität in Zeiten der Pandemie

Buxtehuder / Stader tageblatt: Björn Vasel

BUXTEHUDE. Seit Wochen gehen die Corona-Leugner in Buxtehude auf die Straße. Jetzt haben mehr als 500 Bürger mit einer Menschenkette in der Buxtehuder Altstadt am Fleth ein Zeichen für Solidarität gesetzt.

Sie waren am Sonnabend einem Aufruf des überparteilichen Bündnisses für „Abstand, Anstand und Solidarität“ gefolgt. Ihre deutliche Botschaft an die Querdenker: Schluss mit den Verschwörungstheorien, es gibt keine Corona-Diktatur – und lasst euch endlich impfen. Nur gemeinsam könne die Gesellschaft diese Pandemie überwinden, mahnten die Redner.

Die Ratsmitglieder Benjamin Koch-Böhnke (Linke), Gerrit Steffens (SPD), Susi Milewski (CDU) und Birgit Butter (CDU) begrüßten wie Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos), Clemens Ultsch (Die Partei), Ulrich Felgentreu (Grüne) und Wilfried Peper (BBFG/FWG), dass die Mehrheit endlich Gesicht zeige: „Ich freue mich auf ein Denken ohne Quer“, sagte Birgit Butter – und erntete großen Applaus.
Vier Lieder eigens für die Demonstration geschrieben

Rund 500 Bürger bildeten kurz nach 13 Uhr eine Menschenkette um das Fleth, dabei trugen sie ihre FFP2-Masken im Gesicht und hielten Schals als Abstandshalter in ihren Händen.

Der Buxtehuder Musiker Harald Winter, begleitet von Juliane Zeuch, hatte für die Demonstration in der Altstadt vier Lieder geschrieben. Das ist der Text seines Mottoliedes: „Wir halten Abstand, bewahren Anstand und zeigen Solidarität. Wir machens heute, sind viele Leute, sonst ist es vielleicht zu spät. Gemeinsam, nicht einsam stets wachsam, immer achtsam. Das ist die Solidarität. Zusammen, nicht getrennt, gibt die Kraft, die jeder kennt und die alle Welt versteht. Bei uns zählt Freundschaft, nicht die Feindschaft, und der Hass hat keinen Platz.“ Zeuch: „Wir müssen aufeinander achtgeben – und die Hygieneregeln einhalten.“

Zwischen den Liedern gab es kurze Redebeiträge. Der Buxtehuder Dr. Uwe Lampe mahnte, die Gefahr des Corona-Virus für die Gesundheit nicht zu leugnen. Es könne tödlich sein. Allein das Impfen helfe gegen das Virus, so Lampe. Der Chemiker kritisierte, dass die Querdenker-Bewegung weiter wissenschaftliche Erkenntnisse und Naturgesetz leugne. „Jeder Mensch hat ein Recht auf eigene Meinung“, unterstrich der Naturwissenschaftler, doch Fakten seien Fakten.
Sorge um die Demokratie

Zwischen den Liedern gab es kurze Redebeiträge. Der Buxtehuder Dr. Uwe Lampe mahnte, die Gefahr des Corona-Virus für die Gesundheit nicht zu leugnen. Es könne tödlich sein. Allein das Impfen helfe gegen das Virus, so Lampe. Der Chemiker kritisierte, dass die Querdenker-Bewegung weiter wissenschaftliche Erkenntnisse und Naturgesetz leugne. „Jeder Mensch hat ein Recht auf eigene Meinung“, unterstrich der Naturwissenschaftler, doch Fakten seien Fakten.

Zwischen den Liedern und den Redebeiträgen streuten die Mit-Organisatoren der Menschenkette die Wünsche und die Hoffnungen der Bürger ein – von einer Tagesschau ohne Inzidenzzahlen über Tanzen ohne Sorgen und volle Fußballstadien und Unterricht ohne Maske bis zum Winter ohne Lockdown. Koch-Böhnke appellierte an alle, die sich noch nicht geimpft haben: „Zeigt endlich Solidarität.“

Doch nicht nur die Sorge, dass Corona weiter den Alltag bestimmt, weil sich (noch) zu wenig geimpft haben, bewegt die Teilnehmer. Ihnen gehe es auch um die Demokratie. Silke – wegen der Querdenker wollte sie ihren Nachnamen dem TAGEBLATT nicht nennen – ist es leid, dass unter anderem einige Buxaktiv-Aktivisten und ihre Anhänger, sich mit Opfern des Nationalsozialismus auf eine Stufe stellen. Es sei infam zu behaupten, dass sie als Querdenker genauso wie die vor 1945 im Gegensatz zu ihnen tatsächlich verfolgten Widerstandskämpfer gegen das NS-Unrechtssystem unter einer (Corona)-Diktatur leiden würden. „Das stört mich. Jeder kann seine Meinung in Deutschland sagen“, sagte sie. Auf ihrem Schild stand der Satz: „Ihr seid nicht Sophie Scholl.“
Buxaktiv-Anhänger beleidigt Rednerin

Künstler Harald Winter, aktiv unter anderem bei Attac, fürchtet: „Ohne mehr Solidarität werden wir die Pandemie nicht überwinden.“ Das müsse schnell geschehen, denn in der Corona-Zeit drohten wichtige Themen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit an Bedeutung zu verlieren. Winter: „Wir müssen uns bald wieder diesen wichtigen Fragen zuwenden.“ Es gelte, auch die Demokratie zu schützen. Dass antisemitische und rechtsextremistische Gedanken sich wieder – unter dem Denkmantel der Corona-Kritik verbreiten – sehe er mit Sorge.

Die Demokraten waren nicht allein, Vertreter von Buxtaktiv und AfD – einer von ihnen filmte die Demonstranten – beobachteten die Menschenkette. Laut Polizei-Vize Robert Schlimm gab es keine Zwischenfälle. Ein Buxaktivler – diese versammelten sich vor einem Eiscafé in der Breiten Straße – beleidigte eine Rednerin in einem Zwischenruf als „Pfeife“, was die Demonstranten mit Empörung quittierten.

Die Querdenker registrierten die Menschenkette – aufgerufen hatten alle demokratischen Parteien im Rat, unterstützt unter anderem von Kulturschaffenden, Gastronomen, Einzelhändlern, Gewerkschaften und der Bürgerinitiative Menschenwürde, Attac, „Omas gegen Rechts“ – und reagierten mit Häme im Netz. Das Video aus der Buxtehuder Querdenker-Szene veröffentlichte der rechtsextremistische Verschwörungstheoretiker und Holocaustleugner Attila Hildmann auf seinem Telegram-Kanal. Er kommentierte: „Buxtehude sehr aggressive Stimmung, Sieg ist zum Greifen nah!“